Manoli in Zenia – Auf dem Weg nach Lasithi

Einen Ausflug in die Lasithi Hochebene sollte man als Tagestour planen und nicht nur die Diktäische Höhle besuchen, um diese Sehenswürdigkeit als erledigt abzuhaken.

Es führen zwei Strassen von der Nordküste hinauf in die Ebene – eine von beiden führt von Malia über den Seli Ambelou Pass und die andere aus Neapoli oder Agios Nikolaos über Drassi hinauf auf das Lasithi Plateau. Empfehlenswert ist ein Rundkurs von Neapoli oder Agios Nikolaos hinauf und über den Seli-Ambelou-Pass wieder herunterzufahren.

Die Lasithi-Ebene ist die grösste und vielseitigste auf der Insel Kreta. Vor allem bekannt wurde sie durch ihre zahlreichen Segeltuch-Windmühlen und wird in manchen Reiseführern auch als die Region der tausend Windmühlen bezeichnet.

 

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Windmühlen auf der Lasithi-Hochebene

 

Viele Mühlenmasten stehen zwar immer noch aber es sind nicht mehr so viele, die tatsächlich noch arbeiten – die meisten wurden durch mechanisch angetriebene Pumpen ersetzt.

Trotzdem ist die Lasithi-Ebene landschaftlich sehr reizvoll und lohnt einen ausgiebigen Besuch.

In diesem Bericht schreiben wir aber erst einmal über unser erstes Etappenziel auf dem Weg in die Hochebene: Manolis Cafe Snack Bar Moutsounas.

 

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Das Dorf Ano Amigdaloi

Nachdem sich die Wege von Neapoli und Agios Nikolaos im kleinen Weiler Drassi getroffen haben, führt die kurvenreiche Strasse durch die Dörfer Amigdaloi und Ano Amigdaloi in die Berge hinauf.

 

 

Als nächstes erreichen wir das Dorf Zenia, wo seit über zwanzig Jahren Manolis Farsaris seine Snack-Bar „Moutsounas“ mit Souvenirshop betreibt.

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Allein mit diesen Begriffen ist Manolis Etablissement aber nicht gerecht zu werden.

Auf seine ihm eigene Weise könnte man seinen Platz eher als eine kretische Event-Gastronomie beschreiben, denn er hat seine Station in vielen Jahren mühevoller Kleinarbeit in  touristenarmen Wintermonaten zu einem Konglomerat von Cafe, Shop, Museum und Kinderspielplatz vereint.

Es wäre ein Fehler, auf seiner Fahrt in die Lasithi-Ebene hier nur achtlos vorbeizufahren. Die Zeit für eine Kaffeepause oder einen Snack sollte man sich unbedingt nehmen.

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Zenia_107Unter schattigen Weinranken sitzt man bei allseits bekannter dezent aus dem Lautsprecher klingenden griechischen Musik und lässt die Blicke schweifen auf all die tausend Kleinigkeiten, die Manoli anbietet.

Plastikwasserflaschen aller Grössen mit handgekrakelten Etiketten – gefüllt mit selbstgebranntem Raki stehen aufgereiht nebeneinander zum Verkauf.

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„Raki with Honey – No Doctor“ steht auf manchen geschrieben und es ist sicherlich auch von den Alten aus den Bergen überliefert, daß der Weg zum Arzt sehr weit war – zur Flasche Raki  jedoch sehr nah.

So gilt auch heute noch: Raki gegen Schmerzen und viel Raki gegen grosse Schmerzen- zum Trinken oder Einreiben. Wir trinken ihn lieber, vor allem aber auch die leckeren selbstgemachten Raki-Liköre der verschiedensten Geschmacksrichtungen, die Manoli feilhält. Unser Favorit: Mint-Raki ! – Es gibt aber auch Alkoholfreies wie frisch gepressten Orangensaft .

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Ob selbstgemachtes Olivenöl, eigener Wein und Honig oder Kräuter aus der Umgebung – die ganze Familie sorgt in den Wintermonaten für die Produktion der leckeren Produkte.

 

Vater, Mutter, Ehefrau und Kinder sind immer wieder mit helfenden Händen dabei und Manolis Tante betreibt ein paar Dörfer weiter eine grosse Speisetaverne.

Sehr gerne erzählt Manolis von seinem Grossvater, der ebenfalls Manoli hiess und bis vor wenigen Jahren gemeinsam mit seiner Frau Eleni in einer kleinen Kate am Rand von Zenia als Löffelschnitzer gelebt und gearbeitet hatte. Beide sind mittlerweile verstorben – Grossvater Manoli wurde 106 Jahre alt. Sein Gesicht ist auf der ganzen Insel auf Ansichtskarten verewigt und Manoli stellt mit grossem Stolz auch die alten Werkzeuge seines Opas aus, mit dem dieser über Jahrzehnte tätig war.

Den Beitrag über den alten Löffelschnitzerfindest Du hier:

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Auch Manoli drechselt selbst in seiner kleinen Werkstatt in den Wintermonaten Salatschalen und andere Dinge aus Olivenholz. All diese handgefertigten Stücke kann man bei ihm kaufen.

Natürlich findet man auch tausende anderer Artikel in seinem Geschäft – vom Baumwollhemd über Häkeldecken, Handtaschen, Tischdecken, Olgemälde bis zum Touristenkitsch kann man sich durch den kleinen Laden wühlen. Und so manch einer hat sich hier noch schnell eine wärmende Strickjacke besorgt, weil es in den Bergen kühler als erwartet war.

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Auf der ersten Etage seiner Snackbar hat Manoli ein kleines Museum eingerichtet mit einem Sammelsurium an altem landwirtschaftlichen Gerät, was er im Laufe der Jahre in den Dörfern zusammengetragen hat oder geschenkt bekam.

Übrigens – die alten blauen Holzfensterläden und die blaue Türe haben wir ihm mitgebracht, nachdem unser Haus mit neuen Fenstern und Klappläden ausgestattet wurde.

Aber Manoli ist nicht nur Gastronom – in seinem Kopf arbeitet ständig seine Ideen-Werkstatt. Und so hat er mit einfachen aber originellen Mitteln ein paar nette Freizeitangebote geschaffen. So kann man mit Bierflaschen Schach spielen oder durch Ferngläser, die er auf Holzpfosten festgeschraubt hat, hinunter bis aufs Meer spähen.

Die Aussicht von hier oben ist wirklich toll !

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Einen Wunschbrunnen hat er gebaut – ein paar Spielgeräte für die Kinder aufgestellt und jedes Jahr sind wir immer wieder auf´s neue überrascht, was er sich im letzten Winter wieder alles hat einfallen lassen.

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Ein paar Jahre lang besass er auch einen Esel namens Lucky, dessen Vorbesitzer nichts mehr mit ihm hatte anfangen können. Hier in Zenia war Lucky nun ein beliebtes Fotoobjekt.

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Gegenüber seines Hauses hat er eine schöne Aussichtsterrasse mit Tischen und Stühlen bestückt, wo man sogar kostenlos Rast machen und sein selbst mitgebrachtes Picknick verzehren darf. Bei Nutzung dieses Angebotes sollte es allerdings unserer Meinung nach schon der Anstand gebieten, daß man in Manolis Souvenirgeschäft zumindest eine Kleinigkeit kauft.

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Sitzt man bei einem Snack am Tisch, dann kann es sein, daß Manoli auch mal sein privates Fotoalbum auf den Tisch legt mit Bildern der Familie oder seinem Haus im tiefen Schnee. Jeder Gast darf sich natürlich auch in seinem Gästebuch verewigen und für mitgebrachte Geschenke seiner Gäste – wie Souvenirs aus deren Heimatländern – hat er eine kleine Vitrine in seinem Geschäft aufgestellt.

 

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Manolis Farsaris in seinem Reich

Man kann auch einen Blick in einen der zahlreichen Reiseführer werfen, in denen die Moutsounas Snack-Bar in Zenia wohlwollend erwähnt und empfohlen wird.

 

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Kurzum – so manch einer vergisst fast bei seinem Aufenthalt in Zenia, daß er ja eigentlich noch hoch in die Lasithi-Ebene fahren wollte.

Ach ja – all unsere hier gezeigten Fotos stammen aus verschiedenen Jahren – und so wird Manolis hübscher Rastplatz bei Eurem Besuch sicher wieder etwas anders aussehen und es gibt wieder Neues zu entdecken.

Und vergesst nicht, einen Cent in den Wunschbrunnen zu werfen – er funktioniert tatsächlich ! Denn bis jetzt hat sich unser Wunsch, hier wiederherzukommen immer erfüllt !

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3 Antworten auf „Manoli in Zenia – Auf dem Weg nach Lasithi

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