Das beschauliche Bergdorf Kritsa liegt nur knapp 10 Kilometer landeinwärts von Agios Nikolaos.

Durch seine Nähe zur berühmten Kirche Panagia Kera ( Einen Bericht dazu könnt Ihr hier lesen : Die Kirche Panagia Kera in Kritsa ) – hat sich das kleine Bergdorf mit seinen rund 2500 Einwohnern zwar dem Tourismus geöffnet, aber wer genau hinschaut wird einige Geschäfte entdecken, die qualitativ hochwertige Waren aus eigener Fertigung anbieten.

Und wer ausserdem abseits der Hauptstrasse auch durch die kleinen verwinkelten und engen Gassen spaziert, trifft noch auf die ursprüngliche Bauweise, die in uns romantische Träume vom einfachen Leben erwecken …
Heute weniger bekannt ist, daß Kritsa im Jahr 1956 der Drehort zu Jules Dassin´s Film „Der Mann der sterben musste“ war – einer Adaption von Kazantzakis „Griechischer Passion“, die im Jahr 1921 spielt. In diesem international besetzten Film spielte neben Jean Servais und der berühmten griechischen Schauspielerin Melina Mercouri auch der deutsche Filmstar Gert Fröbe mit. Das Film-Thema über den gesellschaftlichen Umgang mit Flüchtlingen ist heute aktueller denn je !
Für Cineasten gibt es diesen Film auf französisch mit englischen Untertiteln bei Youtube zu sehen – Suchbegriff : „He Who Must Die (1957) Full Movie“.

Insbesondere die Szenen zu Beginn des Filmes spielen sich zwischen der Kirche Panagia Odigitria und der kleinen Plateia unterhalb ab. Für Kritsa-Kenner interessant.
Aus medienrechtlichen Gründen kann ich den Film hier nicht verlinken !
Wer mit dem eigenen Auto anreist sollte sein Fahrzeug am besten gleich am Ortseingang auf dem grossen Parkplatz hinter dem Abzweig nach Lato abstellen. In der Dorfmitte gibt es kaum Parkplätze.
Übrigens: Neben dem normalen Linienbus fährt auch der Fun-Train von Agios Nikolaos hoch nach Kritsa: http://www.littletraintours.gr/excursion-agios-nikolaos-3.html
Vom Parkplatz geht man die steile Dorfstrasse hinauf, an der alsbald die ersten Souvenirgeschäfte auftauchen. Man findet alles von Kunstgewerbe zu Handarbeiten und oft wird man von den Ladenbesitzerinnen angesprochen und ins Geschäft gebeten. „Look, Madam – all handmade !“ Man sollte aber nicht gleich im ersten Geschäft etwas kaufen, denn es folgen noch einige mehr zum Vergleich und um die ganze Auswahl zu überblicken.
Wir halten uns zurück bei der Bewertung, welche Tischdecken nun wirklich von den Frauen handgemacht und welche industriell gefertigt wurden. Schön sind sie allemal, denn für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Apropos Geschmack:
Die Frauen in Kritsa haben eine Kooperation gegründet, die Backwaren, Nudeln und andere Lebensmittel hier vor Ort produziert und vertreibt.
In vielen Geschäften im Dorf kann man diese Produkte finden, die alle mit dem Logo der Kooperation versehen sind. Da sollte man unbedingt mal nach schauen !
Wer mehr über diese Kooperation wissen möchte – hier geht´s zur Facebookseite:
https://www.facebook.com/synetairismosgynaikonkritsas/
Am Anfang der Hauptsrasse befindet sich linker Hand ein kleiner Platz, an dessem Seite es ein sehr interessantes Geschäft gibt: Hier betreibt George Perakis einen Workshop für Keramik – und Glaskunst. In seinem Geschäft kann man zusehen, wie wunderschöne Artikel aus Schmelzglas hergestellt werden und selbstverständlich kann man sie auch dort kaufen.
Und natürlich gibt es auch zu diesem Geschäft eine Facebookseite:
Christin P. Fused Glass & Ceramic art by G.Perakis
Die Dorfstrasse mit vielen kleinen Geschäften führt rechts hinauf mehrere hundert Meter weit.
(Fotos anklicken und vergrössern)
Wir kommen vorbei an einer hübsch anzusehenden Statue von Kritsotopoula, dem Mädchen von Kritsa. Zur tragischen Geschichte dieses Mädchens mit Namen Rodanthe werden wir demnächst noch in einem Buchtipp zu Yvonne Paynes Buch „Kritsotopoula“ näher eingehen.

Kurz vor den letzten Geschäften an der Strasse spendet eine stattliche Platane reichen Schatten, die im Jahre 1880 vom Schuhmacher Stylianos Kyriakakis gepflanzt wurde. Bis vor wenigen Jahren stand hier noch ein kleines Periptero, welches wie viele andere Kioske auch in den heutigen Zeiten nicht mehr wirtschaftlich war. Jetzt kann man hier sonnengeschützt an den Tischen einer Taverne Platz nehmen.
Wenige Meter weiter teilt sich die Strasse und hier beginnt der noch sehr ursprünglich erhaltene Ortsteil von Kritsa, durch den ein Besucher auf jeden Fall spazieren sollte – sonst hat er von Kritsa nicht wirklich etwas gesehen !
Der linke Weg führt in die Gassen des Dorfes hinauf – der rechte Weg zur grossen Agios-Georgios-Kirche.
Wir wählen den Weg links hinauf und finden uns ein paar Minuten später in den verwinkelten Gassen von Kritsa wieder.
Ständig habe ich die Kamera im Anschlag, denn ein Gassen-Winkel ist schöner als der andere und man könnte ein Kalenderfoto nach dem anderen schiessen.
Wir geniessen die Stille – nur manchmal untermalt vom Klappern des Geschirrs hinter steinernen Hauswänden oder von Gesprächen im Haus. Uns begegnen nur wenige Menschen in diesem Gassengewirr, die wir freundlich grüssen. „Jia sas“ – „Chairete “ – Freut mich – lautet die Antwort. Je höher man ins Dorf hinaufsteigt um so schöner wird ab und an mal der Blick zwischen den Gebäuden hindurch auf die kleine Stadt mit der grossen Kirche. Gelegentlich treffen wir auf Katzen, die uns seltenen Besucher aufmerksam nachschauen. An vielen Häusern blühen prächtige Bougainvillea-Bäume, Hibiskusblüten scheinen sich um die Frage zu streiten, wer denn die schönste im Land sei. Und zwischen bunt bepflanzten Kübeln und Töpfen sprießt so manches schöne Pflänzchen aus den Ritzen des Stassenbodens.
Im Dorf versteckt steht auch die eine oder andere kleine Kapelle.
Hobby- und Profi-Fotografen werden hier zu 100 % auf ihre Kosten kommen – deshalb solltet Ihr für den Ausflug nach Kritsa durchaus einen Tag einplanen.
Nutzt die Chance für schöne Fotos – allein schon die alten Türen könnten ein halbes Album füllen:
Und noch etwas lässt sich hier gut ausprobieren: Die Panorama-Kamera-Funktion Eures Mobiltelefons oder eventuell Eures Fotoapparates.
Traut Euch einfach und probiert es mal aus:
Wer nun nach all den vielen Eindrücken und Fotos plötzlich Durst verspürt, der sollte sich nach dem kleinen Kafeneio „To Stekki“ umsehen, um dort eine Pause einzulegen.
Am Ende einer schmalen mit grossen Stockmalven und Geranien gesäumten Gasse steht ein kleines blaues Tischchen vor dem Café To Stekkie.
Tritt man in dieses kleine Haus ein, gelangt man schon nach drei Schritten auf den kleinen idyllischen Balkon der Gaststätte.
Hier lässt sich eine geruhsame und erfrischende Pause einlegen.
Da wir nur wenige Kilometer weit weg von Kritsa unser ständiges Feriendomizil haben, sind wir schon viele Male durch Kritsa spaziert. So sind die hier gezeigten Fotos natürlich nicht alle an einem Tag entstanden.
Manchmal haben wir auch den noch weiter hinten liegenden Ortsteil aufgesucht, den Besucher des Ortes schon aus Zeitgründen kaum betreten.
Auch hier gibt es ein paar schöne Ecken und Aussichten zu sehen.
Auf unserem Weg zurück kommen wir an der grossen Kirchen Agios Gorgios vorbei.
Hier werden die höchsten kirchlichen Fest wie Ostern und Weihnachten begangen, da auch der Platz vor der Kirche ausreichend Platz für die Gläubigen bietet.
Den grössten Zuschauerandrang hat jedoch in fast jedem Sommer die traditionelle Kretische Hochzeit.
Zu diesem Anlass muß entweder die Braut oder der Bräutigam aus Kritsa stammen und gemeinsam mit dem örtlichen Fremdenverkehrsverband wird dann eine typisch kretische Hochzeit im traditionellen Stil organisiert. Nicht jedes Jahr hat sich ein Paar gefunden aber wenn doch, dann findet dieses Event meist im Monat Juli oder August statt.
Einmal in Kritsa, sollte man nachfragen, ob und wann diese Feier in diesem Sommer stattfinden wird.
Zu den Dorfbewohnern gesellen sich viele Freunde und Verwandte von ausserhalb und natürlich auch viele schaulustige Touristen. Bisher war es auch üblich, daß auch nicht geladene Gäste zum Verzehrpreis an der abendlichen Feier auf dem Schulhof bei Musik und Tanz teilnehmen konnte.
Vor über zwanzig Jahren hat der Sohn unseres Freundes Stavros eine junge Frau aus Kritsa auf der traditionellen kretischen Weise geehelicht .Wir dürften den ganzen Tag mitten im Geschehen sein und es war ein unvergessliches Erlebnis.
Davon berichten wir ein anderes Mal – müssen erst noch die alten Dias dazu heraussuchen.
Unseren Rückweg ins Zentrum wählen wir durch die Parallelgassen der Hauptstrasse, wo an manchen Stellen die Gasse überbaut ist.
Nach unserem ausgedehnten Spaziergang durch Kritsa müssen wir uns bei Aristidis mit süssen Speisen verwöhnen lassen. Ihn und sein Cafe an der kleinen Plateia mitten im Ort wo die jungen Platanen stehen, kennen wir seit über zwanzig Jahren und so vergeht kein Spaziergang durch Kritsa ohne einen Besuch in seinem Lokal.
Bilder von Aristidis und seinem Lokal aus den vergangenen Jahren
Das war unser heutiger virtueller Spaziergang durch Kritsa mit Fotos aus über 10 Jahren.
Weitere interessante Ausflusziele in der Nähe sind die Ausgrabungen der dorischen Stadt Lato und das Dorf Kroustas. Von beiden Orten werden wir später einmal berichten.
Wenn Euch dieser Beitrag gefallen hat, dann freuen wir uns über einen Like und oder Kommentar in unserem Blog. Ihr könnt auch unserem Blog gerne folgen, dann werdet Ihr immer gleich per eMail über neue Berichte informiert.
Well of course I love this post! Set in my home village, with two photos in touching distance of my house, and a mention of my favourite Kritsotopoula, Girl of Kritsa. I love the way your photos ‚jump‘ off the page. X
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Ich bin begeistert ,bin zufällig auf diesen Blog gestoßen auf der Suche was es auf Kreta zu sehen gibt.Wir werden am 21 September auf die Insel kommen.Kann es kaum erwarten….
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Moin und Kalimera PeKo, interessanter Artikel mit vielen schönen Fotos.
Würde mich freuen wenn du öfters so ausführlich mal ein Dorf beschreiben würdest.
Für Ausflüge/Wanderungen in das Dorf Kritsa und auf die Katharó-Hochebene bietet sich die Anavasi-Karte 11.15 Mt Dikti – Mt Selena 1:35.000 an.
Ta Leme, kv
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Sehr schöner Bericht über Kritsa, der uns unseren Ausflug in den nächsten Tagen sicherlich erleichtern wird. Wir freuen uns schon sehr auf einen Spaziergang durch das Dorf und werden den ein oder anderen Tipp sicher befolgen.
Danke und herzliche Grüße!
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Wir waren heute auch dort. Und auch in den Nebengassen. Wo Sie gewesen sind erschließt uns nicht. Denn außer Dreck und Verwahrlosung Häuser (Achtung einsturzgefährdet) sieht man nichts. Vielleicht haben Sie sich im Dorf getäuscht ?
Die vielen aneinander gereiten Souvenirläden und billige Touristenkneipen haben bestimmt keinen besonderen Flair erzeugt. Insgesamt enttäuschend.
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Hallo Hajo, ich habe eher das Gefühl, daß Sie im falschen Ort waren, wenn sie keines meiner Fotos wiedererkannt haben. Zumindest habe ich alle Fotos in Kritsa gemacht. Und im letzten Sommer sah es noch fast genauso aus.
Ja, die vielen Touristenläden auf der Hauptstrasse sind nicht jedemanns Sache – unsere auch nicht – aber von billigen Toursitenkneipen weiss ich nichts oder die müssten alle erst in diesem Frühjahr eröffnet haben. Na und in den engen Gassen ohne Publikum stehen zwar wie überall in den Dörfern ein paar verlassene Gebäude aber viele Häuser sind auch renoviert und einige auch von ausländischen Touristen gekauft und bewohnt.
Ich hoffe, sie haben trotzdem noch ein paar schöne Orte in Ihrem Urlaub gefunden.
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Moin Hajo, es stimmt wenn man in einigen kleinen Gassen unterwegs ist, sieht es ein wenig trostlos aus. Viele Häuser stehen leer und sind in einen schlechtem Zustand.
Der Rest des Dorfes ist aber sehr herraus geputzt. Überall stehen Pflanzen von den Häusern, die Gassen sind schön gepflastert. Was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die vielen Wasserquellen/Brunnen mit Sitzgelegenheiten in den Gassen.
Die ganzen Souvenierläden sind natürlich viel zu viele, daß ist keine Frage. Selbst jetzt Mitte April hatten sicherlich schon um die 15 Souvenierläden auf. Es gab nur keine Touristen…
Billige Touristenkneipen habe ich nicht wahrgenommen. Im April hatte nur eine Taverne und ein Kafenio geöffnet.
In der Nebensaison kann ich das Bergdorf Kritsà empfehlen. Man ist unter den Einheimischen…
Viele Grüße aus Hamburg, kv
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Moin, ich bin Mitte April eine Woche in Kritsà gewesen. Kritsà steht seit Jahren in jedem Kreta-Reiseführer und zieht jeden Tag in der Saison hunderte Touristen an. Die Einwohner von Kritsà haben sich mit ihren Web- und Stickarbeiten auf Touristen eingestellt, es gibt etliche Souvenirläden. Der Tourismus hat Kritsá völlig in Beschlag genommen. Für Menschen, die ein (ruhiges) historisches Bergdorf sehen wollen, ist hier eindeutig zu viel Kommerz.
Jetzt im April ging es aber noch total ruhig zu. Es hatte nur eine Taverne geöffnet, dort waren abends 3-4 Tische besetzt.. Im Kafenio saßen nur Einheimische. Abends waren die Straßen wie ausgestorben.
Jedes Jahr am 20. Mai wandert ein Großteil der männlichen Dorfbevölkerung hinauf zur einsamen Katharó Hochebene im Westen Kritsás, wo sie sechs Monate bleiben, um ihre Gemüse- und Getreidefelder zu bestellen und Wein und Rakí herzustellen.
In der Nebensaison kann ich das Bergdorf Kritsà empfehlen. Es eignet sich gut als Basis für Ausflüge: die dorische Siedlung Lato, das Dorf Kroustas, die Kritsà Schlucht, die Katharó Hochebene, der Mioan Path (Kalderimi) zwischen der Katharó Hochebene und Kritsà, die Mühlen von Marnéllides (Anemómyloi stís Marnéllides Lakkoníon) im Dorf Marnéllides.
In Kritsà gibt es auch 2 interessante Museen:
Kritsotopoula Museum (Μουσεῖον Κριτσωπούλας)
Dies ist das ursprüngliche Haus von Rodanthi, der lokalen griechischen Heldin, die von den regierenden Türken des Tages (im frühen 19. Jahrhundert) entführt wurde, aber in die lokalen Berge entkam und im Widerstand gegen das repressive Regime kämpfte, indem sie sich als Mann verkleidete .Die Artefakte im Museum sind allesamt lokale, antike handgefertigte Gegenstände – Replikanten der Lebensweise aus der Zeit Rodanthis. Die Museumskuratorin Maria ist eine Nachfahrin der Heldin und steht für private Führungen, Fragen oder ein freundliches und sachkundiges Gespräch über die Geschichte oder aktuelle Dorfinformationen zur Verfügung.
Museum Rodanthi (Μουσεῖον Ροδάνθη)
Ethnographisches, botanisches, archäologisches Privatmuseum
Unter der venezianischen Besatzung im 17 J. war Kritsà der größte Ort der Insel.
In Kritsà konnten die Ottomanen keinen Fuß fassen. Unter den 3.200 Einwohnern gab es keine Ottomanen.
viele Grüße aus Hamburg, kv
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