Unser ganz persönlicher Gourmetführer für Kreta #1

Wir gestehen: Ja- wir sind Fleischfresser und  Ja- wir sind Kulturbanausen.

Selbst wenn wir eingeladen wären, könnten wir einem Pochierten Heilbutt an Occhi di Lupo Mise en Place  weniger abgewinnen als an mit Hackfleisch und Reis gefüllten Tomaten und Zucchiniblüten.

Und auch der wabernde Duft von Holzkohle und gegrilltem Fleisch lassen uns in so manche Psistaria (Grillrestaurant) einkehren.

Dort essen wir gerne eine schöne Pikilia (Grillteller mit gemischten Fleischsorten) und einen frischen Choriatiki (Bauernsalat mit Tomaten, Gurken, Feta, Oliven und viiieel Olivenöl) und fettige Pommes Frites. Dazu einen halben Liter einfachen Landwein.

Und häufig wählen wir dazu Lokalitäten aus, in denen man so gut wie keinen Touristen trifft, wo die Speisekarte, wenn denn überhaupt eine existiert – ausschliesslich in kyrillisch geschrieben ist und die Portionen reichhaltig, günstig und trotzdem lecker sind und deshalb dort auch verschwitzte Landarbeiter speisen.

Und am liebsten sitzen wir an Marias Kantina am Strand von Istro bei einer Karaffe Raki Gourmet_01oder Wein, picken zu zweit gemeinsam aus der Salatschüssel und die Fritten vom Teller und beissen die saftigen Fleischstücke vom duftenden Souvlakispiess, während wir aufs Meer blicken und der Brandung lauschen.

Stattdessen ignorieren wir die typischen Animier-Tavernen, vor denen uns die Reinwinker in schwarzen Hosen und weissen Hemden mit breitem Lächeln ansprechen „Madam, komm hier gut ess. Alles Traditional !“ – Sorry Jungs – wir haben Respekt für Eure mühsame Tätigkeit, hungrige Touristen genau in Euer Lokal zu bringen und sicher ist Euer Koch auch Spitze und das Essen mag gut schmecken. – Aber wir sind nun einmal auf der Suche nach der einfachen Alltags-Küche, die auch von Einheimischen frequentiert wird.

Es ist nicht so, daß wir nicht auch schon solche Lokale mit eingedeckten Tischen besucht haben – haben dort auch meistens gut gegessen. Aber manchmal waren die griechischen Gerichte zu sehr im nordeuropäischen Mediteran-Stil zu bereitet und auch die durchaus fairen Preise überstiegen jedoch unser täglich zur Verfügung stehendes Budget.

Wenn wir einen griechischen Salat essen möchten, dann sollen Tomaten, Gurken und Zwiebeln einfach in eine Schüssel geschnitten worden sein – eine dicke Scheibe Feta darauf und dann reichlich Olivenöl darüber geschüttet und wir wollen keine sortierte Salatplatte, auf der zu einem Gemälde gestaltete akkurat geschnittene Tomaten- und Gurkenscheiben von einer Scheibe Lefko Tiri bedeckt werden.

Lefko Tiri (heisst übersetzt einfach nur Weisser Käse) sieht auf den ersten Blick ähnlich aus wie Feta, ist jedoch fester und ausschliesslich aus Kuhmilch hergestellt und deshalb auch preiswerter.

Feta hingegen wird aus Ziegen- und Schafsmilch produziert, was seinen kräftigen Eigengeschmack ausmacht und er ist bröckeliger als Lefko Tiri, lässt sich also nicht so glatt mit dem Messer durchschneiden.

Fragen sie ruhig bei Ihrem Restaurantbesuch nach: Salat mit Feta oder Lefko Tiri ?

Ähnlich verhält es sich auch mit den grossartigen griechischen Aufläufen wie Moussaka und Pastizio.  – Moussaka ist ein Auflauf mit Auberginen, Kartoffeln und Hackfleisch – Pastzio besteht aus Nudeln und Hackfleisch – Beides mit einer Bechamelsoße überbacken, die im Idealfall mit Muskat und einem Hauch von Zimt angesetzt wurde

Diese Aufläufe werden auf einem grossen Backblech gebacken und dann portionsweise in grossen Rechtecken herausgeschnitten und bei Bedarf mit Tomatensauce serviert. In guten Restaurants kommt es deshalb auch schon mal vor, daß dieses Essen ausverkauft ist, obwohl es auf der Speisekarte steht. Dann wartet lieber noch einen Tag auf diesen Genuss anstatt sich Tiefkühl-Frass vorsetzen zu lassen.

Die Aufläufe schmecken übrigens am besten, wenn sie nach dem Backen abgekühlt und später wieder aufgewärmt wurden.

Wir haben aber auch schon erlebt, daß uns in einem vermeintlich guten Restaurant eine tiefgekühlte  Fabrik-Moussaka im braunen Tonschälchen serviert wurde. Diese gibt es im Gastro-Grosshandel fertig zubereitet und portionsweise tiefgefroren zu kaufen – ebenso wie es dort fertige Lasagne in den gleichen Schälchen  gibt – und der Wirt braucht das Essen nur noch in der Mikrowelle warm zu machen – und so schmeckt es dann auch ! Für so etwas besucht man aber nun wirklich kein griechisches Restaurant – das ist einfach nur Touristenverarsche !

Für diejenigen, die ihren Urlaub in einer Ferienwohnung verbringen und ihr Essen lieber selber zubereiten möchten lohnt sich der Aufwand für einen grossen Auflauf kaum. Es gibt aber hierzu eine gute Alternative: Mittlerweile bieten grössere Supermärkte im Kühlregal (nicht tiefgefroren !) portionsweise solche Gerichte aus Grossküchen an, die annähernd an Muttis Originalrezept herankommen. Dabei ist aber natürlich schon zu berücksichtigen, daß möglicherweise Zusatzstoffe verwendet werden, die in der traditionellen Küche nicht vorkommen.

Im nächsten Kapitel unseres ganz persönlichen Gourmetführers berichten wir dann über unsere unvergesslichen Loukoumades-Erlebnisse.

 

 

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